Behörden macht Uiguren verantwortlich

Blutbad in China: Behörden macht Uiguren verantwortlich

Ein Rettungsteam versorgt einen Verletzten. (Bildquelle: REUTERS)

Messerattacke auf Bahnhofspassanten

China macht Uiguren verantwortlich

Mehrere mit Messern bewaffnete Unbekannte haben in einem Bahnhof im Südwesten Chinas ein Blutbad angerichtet. Mindestens 33 Menschen wurden bei der Attacke in Kunming getötet und etwa 130 verletzt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Vor Ort erschoss die Polizei zudem vier der Angreifer, ein weiterer wurde verhaftet.

Verstreute Gepäckstücke am Ort des Angriffs. (Bildquelle: dpa)

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Überall am Tatort liegen Taschen verstreut.

Augenzeugen berichteten, etwa zehn überwiegend schwarz gekleidete Angreifer hätten den Bahnhof gestürmt und wahllos Menschen attackiert. Eine Studentin sagte, sie hätte beobachtet, wie die Angreifer mit Wassermelonen-Messer wahllos auf Menschen einhackten. Wer nicht schnell genug davonlaufen konnte, sei attackiert worden.

Im Internet kursierten Fotos von in Blutlachen liegenden Leichen und verstreutem Gepäck. Die Überlebenden schilderten, wie die Angreifer wahllos Menschen töteten.

Die Behörden machen uigurische Separatisten für das Blutbad verantwortlich. Erste am Schauplatz sichergestellte Beweise deuteten auf einen „von separatistischen Kräften in Xinjiang verübten Terrorakt“ hin, zitierte Xinhua die Regionalregierung der Provinz Yunnan. Dies sei ein sorgfältig geplanter terroristischer Anschlag gewesen, hieß es.

Nach Blutbad mit 33 Toten: China sieht Terroristen am Werk
R. Kirchner, ARD Peking
02.03.2014 11:23 Uhr

Sorge vor Angriffen im ganzen Land wächst

Wie die Parteizeitung „Renmin Ribao“ berichtete, machte sich der ranghöchste Polizeibeamte des Landes, Meng Jianzhu, auf dem Weg in die Stadt. Das gilt als Hinweis dafür, wie ernst die Behörden den Angriff nehmen. Auch Staats- und Parteichef Xi Jinping verurteilte den Gewaltakt und rief zu „radikalen Maßnahmen“ im Kampf gegen den Terrorismus auf.

Der Angriff in Kunming war einer der blutigsten der vergangenen Jahre in China. Seitdem Peking uigurische Rebellen für einen Selbstmordanschlag im November 2013 in Peking verantwortlich machte, wächst im ganzen Land die Sorge vor Angriffen.

Bis dahin waren die meisten Anschläge, die der muslimischen Minderheit der Uiguren zugeschrieben wurden, im 1000 Kilometer entfernten Xinjiang verübt worden. Dort schwelt ein Aufstand gegen die Zentralregierung in Peking.

„Wenn es wahr ist, dass dies von Uiguren verübt wurde, dann unterscheidet sich das sehr von allem, was wir bisher gesehen haben“, schätzte der Anthropologe Sean Roberts von der George Washington University in Washington ein. Doch sei noch unklar, ob es wirklich eine organisierte militante Uiguren-Gruppe gebe. Bislang scheine die Attacke jedenfalls nicht in Zusammenhang mit einem globalen Terrornetzwerk zu stehen.

Hintergrund

Die Uiguren sind ein muslimisches Volk mit etwa zehn Millionen Menschen. Mehr als acht Millionen Angehörige der Volksgruppe leben in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas.
Seit sich Peking Xinjiang 1955 als „Autonome Region“ einverleibte und dort Han-Chinesen ansiedelte, kämpfen Uiguren im ehemaligen Ost-Turkestan für ihre Rechte. Peking hat vier Uiguren-Gruppen zu terroristischen Vereinigungen erklärt.
Menschenrechtsgruppen werfen Peking vor, die Uiguren mithilfe von Folter, Massenverhaftungen und Todesurteilen zu unterdrücken.
Xinjiang grenzt unter anderem an Pakistan und Afghanistan und ist für Peking von großer strategischer Bedeutung. Die Region ist reich an Bodenschätzen wie Kohle, Gold und Uran. Große Erdöl- und Erdgasvorkommen werden dort vermutet. Xinjiang ist fast fünf Mal so groß wie Deutschland. 19,6 Millionen Menschen leben dort.

http://www.tagesschau.de/ausland/china-kunming104.html

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