Prominentem uigurischen Wirtschaftsprofessor droht die Todesstrafe

„Die Separatismus-Anklage ist ein Akt der Willkür und Gift für das Zusammenleben von Han-Chinesen und Uiguren in dem Vielvölkerstaat China. Wer diesen auch unter europäischen Diplomaten hoch geschätzten Vermittler zwischen den Kulturen für viele Jahre wegsperrt, weiß nicht, was er tut oder will gezielt provozieren und Gewalt schüren“, erklärte der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Mittwoch in Göttingen. „Wir fordern die deutsche Bundesregierung und die Europäische Union auf, gegen die willkürliche juristische Verfolgung Ilham Tohtis zu protestieren und seine sofortige Freilassung zu verlangen.“

Mann des Ausgleichs

„Ilham Tohti hat in seinen viel gelesenen Web-Diensten immer geworben für ein friedliches Zusammenleben zwischen Uiguren und Han-Chinesen. Mit seiner in Chinesisch geführten Webseite hat er die Anliegen der Uiguren einer breiten Bevölkerung erklärt und Brücken gebaut zwischen den Kulturen. Er ist ein Mann des Ausgleichs und gerade deshalb in den Augen des chinesischen Sicherheitsapparates so vermeintlich ‚gefährlich‘, weil er der Verteufelung aller Uiguren als ‚Terroristen‘ widerspricht.“ Am Dienstagabend hatte seine Ehefrau in Peking mitgeteilt, die Behörden hätten ihr erklärt, Ilham Tohti sei wegen Separatismus angeklagt worden.

Der prominentesten kritischen Stimme der Uiguren in der Volksrepublik China droht eine Gefängnisstrafe zwischen zehn Jahren und lebenslanger Haft. Sollte in dem Gerichtsverfahren eine besondere Schuld konstruiert werden, könnte er auch zum Tode verurteilt werden.

Machtanspruch der kommunistischen Führung umfasst alle Lebensbereiche

Die Klagen der chinesischen Regierung über zunehmende Gewalt in der vor allem von muslimischen Uiguren bewohnten Autonomen Region Xinjiang werden unglaubwürdig, wenn Chinas Behörden zugleich nichts unversucht lassen, um neue Spannungen im Nordwesten des Landes zu schüren. Das kommunistische Regime in Peking enthält weiten Teilen der Bevölkerung unter anderem die Religionsfreiheit vor und diktiert den Menschen im Lande sogar, wie viele Kinder ihnen maximal zu bekommen erlaubt ist. Neben Uiguren werden auch noch andere ethnische und religiöse Minderheiten von Peking unterdrückt, unter anderem im besetzten Tibet.

Seit Anfang Januar 2014 sind bereits 39 Menschen bei politisch motivierter Gewalt in der Unruheregion Xinjiang zu Tode gekommen. Seit Jahresbeginn 2013 fielen mindestens 254 Menschen der Eskalation der Konflikte zwischen chinesischen Sicherheitskräften und einheimischer uigurischer Bevölkerung zum Opfer.

Der in Peking lebende Wirtschaftsprofessor war am 15. Januar 2014 festgenommen worden, nachdem er mehrfach unter Hausarrest gestellt oder massiv von den Sicherheitsbehörden bedroht worden war.

http://dtj-online.de/uiguren-china-wirtschaftsprofessor-anklage-21190

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