Zwischenfall in Peking: Chinas Polizei vertreibt Seehofer

Seehofer vor Mao-Porträt: Ärger mit der Polizei in Peking

Seehofer vor Mao-Porträt: Ärger mit der Polizei in Peking

Bayerns Ministerpräsident Seehofer reist durch China. Zum Auftakt seines Besuchs machte der CSU-Chef Bekanntschaft mit dem Sicherheitsapparat. Polizisten verhinderten in Peking einen Dreh auf dem Platz des Himmlischen Friedens.

Peking – Ein Besuch auf dem Platz des Himmlischen Friedens ist für jeden Peking-Reisenden ein Muss. So auch für Horst Seehofer. Der bayerische Ministerpräsident wollte sich die Sehenswürdigkeit gleich zu Beginn seines China-Aufenthalts anschauen.

Doch der Termin war schneller vorbei als gewünscht: Die Polizei verhinderte ein Seehofer-Interview mit Kamerateams des Bayerischen Fernsehens und der Staatskanzlei. Der Grund: Die Kameraleute hatten keine Genehmigung für Tonaufnahmen, wie ein Polizist sagte. Ein weiterer Polizist erklärte, die maximal erlaubten zwei Minuten Drehzeit seien überschritten.Es gab laute „No, no“- und „Stopp“-Rufe, dann ein kleines Gerangel zwischen Journalisten und Polizisten.

Seehofers Sprecher betonte wenig später dem SPIEGEL-Reporter und anderen Journalisten gegenüber, die Drehgenehmigung für Bilder und O-Töne sei zuvor eingeholt worden. Der Polizist ging davon aus, dass die Genehmigung nur für Bilder galt. Daher forderte er die Kameraleute auf, die Aufnahmen zu stoppen.

Kurz nach dem Zwischenfall drohte die Situation zu eskalieren. Chinesen, die das Vorgehen der Polizei filmten, wurden die Handys weggenommen. Als immer mehr Chinesen die Szene filmten, tauchten andere Polizisten mit Absperrband auf und trennten die bayerische Reisegruppe von den Schaulustigen. Ein Polizist kassierte den deutschen Pass eines BR-Reporters ein, gab ihn aber bald wieder heraus.

Seehofer verzichtete auf den Dreh vor dem Tor des Himmlischen Friedens und verließ mit seiner Entourage den Platz.

Chinas Polizei fürchtet Anschläge

Der Platz des Himmlischen Friedens ist einer der am strengsten überwachten Orte der Welt. Das Regime fürchtet zum einen, dass Menschen dort an das Massaker an der Demokratiebewegung vom 4. Juni 1989 erinnern. Zum anderen hatten uigurische Separatisten dort im Oktober 2013 ein Attentat verübt und fünf Menschen getötet.Nach einigen Minuten zog der bayerische Regierungschef vom Mao-Porträt zu einem anderen Ort – außer Sichtweite der Bevölkerung im Innenhof des nahe gelegenen Kulturpalasts des arbeitenden Volkes gab er schließlich sein Statement ab.

Der CSU-Chef ist noch bis kommenden Montag in China. Unter anderem ist ein Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang geplant.

syd/mp/dpa

http://www.spiegel.de/politik/ausland/china-horst-seehofer-vom-platz-des-himmlischen-friedens-verjagt-a-1003841.html